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01 Juli 2015

Besuch der WEI Harvard Conference und des Harvard Innovation Labs

Am 8. und 9. Juni 2015 fand im Radcliffe Yard die WEI Harvard Business and Economics Konferenz statt. Disziplinübergreifend kamen WissenschaftlerInnen aus der ganzen Welt für zwei Tage nach Harvard um ihre Forschungsprojekte vorzustellen. Neben volkswirtschaftlichen Vorträgen gab es auch verschiedene Präsentationen zu Internet- und Entrepreneurship Themen. Als Doktorand im Innovation & Entrepreneurship Projekt habe ich ebenfalls Auszüge meiner aktuellen Ergebnisse zum Thema “Kompetenzen von Internet-Startup GründernInnen” sowie unser Forschungsprojekt und die Startup-Clinics am HIIG vorgestellt.

Im Rahmen meines Konferenzbesuchs ergab sich für mich außerdem die Chance, neben den MIT-Media-Labs, das in 2011 gegründete Harvard Innovation Lab besichtigen zu dürfen, über das ich in diesem Blogpost etwas ausführlicher berichten werde.

Das Harvard Innovation Lab, kurz i-lab, richtet sich an alle Harvard Studierende und Alumnis und fördert die Themen Entrepreneurship und Innovation.

“The purpose of the i-lab is to provide space and support for Harvard students, faculty, staff, alumni and others engaged in new ventures, non-profit creation, product or service innovation, small business development, and related educational and research activities.”1

Als Model für eine interdisziplinäre Zusammenarbeit verfügt die insgesamt 30.000 m2 große Einrichtung über mehr als 250 Arbeitsplätze, Gemeinschaftsküchen, ein Treadmill Desk2 sowie über zwei Dutzend Video- und Konferenzräume. Den Studierenden werden nicht nur durch Vorlesungen unternehmerische Grundlagen vermittelt, sondern sie werden auch mit den erforderlichen Ressourcen versorgt, die für die erfolgreiche Umsetzung einer Idee und das Wachstum eines Startups erforderlich sind. Die Bildungsinhalte wurden von der Harvard Universität selbst konzipiert und unterteilen sich in folgende vier Bereiche3:

  1. Foundational Learning: … relevant für Studierende, die sich generell für das Thema Entrepreneurship interessieren; der Themenblock ist als Einsteigerkurs zu verstehen; er umfasst u. a. Vorlesungen zu Innovation und Entrepreneurship und je nach Wissensstand verschiedene Workshops und Seminare.
  2. Expert Resourcing: … relevant für Studierende, die bereits eine Idee haben, welche sie verfolgen möchten; das i-lab bietet insgesamt 75 verschiedene Workshops und Seminare sowie individuelle Sprechstunden mit diversen Experten in verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Rechtsanwaltskanzleien an.
  3. Experiential Learning: … relevant für Studierende, die ihre Idee testen, bzw. verfeinern möchten; durch Learning by Doing in unstrukturierten Umgebungen, im Rahmen von Wettbewerben, Exkursionen in andere Startup-Metropolen wie New York oder Silicon Valley, Hackathons, Bootcamps, Startup Weekends etc.
  4. Venture Incubation: … relevant für Studierende, deren Startups bereits weiter fortgeschritten sind; das i-lab bietet zu verschiedenen Zeiten im Jahr das so genannte Venture Incubation Programm (VIP) an; die teilnehmenden Teams qualifizieren sich automatisch für zusätzliche Ressourcen wie zum Beispiel Büro-Arbeitsplätze, Zugang zu weiteren Mentoren, individuellen Workshops oder zu exklusiven Community Events.

Eine transdisziplinäre Zusammenarbeit wird dabei bewusst gefördert, um Innovationen in möglichst unterschiedlichen Bereichen hervorzubringen. Verschiedene Probleme unserer Gesellschaft sollen auf diese Weise durch Innovationen von Startups gelöst werden. Das i-lab soll es GründerInnen ausdrücklich ermöglichen, zu experimentieren, ohne dem Druck ausgesetzt zu sein, ihre Idee tatsächlich an den Markt bringen zu müssen. Das i-lab ist ins Leben gerufen worden, um den Interessen der Studierendebesser gerecht zu werden. Joseph B. Lassiter äußerte sich zu den Lehrinhalten wie folgt:

“We have to change what we teach, who teaches it, and how we teach it. One can read about the idea of bicycling, but to master it, you have to get on the bike and practice.”4

Das i-Lab soll die Rolle eines Katalysators übernehmen und die besten Harvard-Studierenden anziehen, die sich generell für das Thema Innovationen interessieren. Diejenigen Studierenden, die ohnehin als GründerInnen aktiv geworden wären, soll das i-lab dabei unterstützen ihre Ideen schneller, günstiger und mit einer größeren Erfolgswahrscheinlichkeit an den Markt zu bringen.

Nach eigenen Angaben ist das i-lab von Beginn an stark gewachsen und hat in den ersten drei Jahren die ursprünglichen Erwartungen übertroffen. Seit Anfang 2012 haben mehr als 450 Teams am Residency-Programm teilgenommen. Das i-lab selbst wurde über die Zeit bereits von mehr als 47.000 Studierenden besucht. Die Zuordnung der Teams zu den verschiedenen Harvard Fakultäten verteilt sich dabei zu drei gleichen Anteilen auf die Harvard College-, die Harvard Business School- sowie auf alle weiteren Harvard-Studierenden.5 Die Gründungsideen sind auf den ersten Eindruck wie erwartet sehr divers. Mit SixFoods hat sich z. B. eines der Startups auf die Herstellung von proteinreichen und kalorienarmen Insektenchips (Chirps) spezialisiert. Ein weiteres Startup Philo, das Live-TV auf die Campusse von amerikanischen Universitäten bringt, hat erst kürzlich eine 10 Mio. Dollar Series B Finanzierung erhalten und sich in diesem Zusammenhang entschieden, die eigene Firmenzentrale nach San Francisco zu verlegen.

Spätestens mit Gründung des i-labs setzt nun auch Harvard einen deutlichen Schwerpunkt auf Entrepreneurship sowie auf die Unterstützung und Förderung von Startups. Die Rolle des i-Labs ist es, alle gründungsinteressierten Harvard Studierenden mit Ressourcen und Wissen zu versorgen und eine passende Arbeitsumgebung zu schaffen, in der sie sichmit ihren Ideen bestmöglich entfalten können und zu GründerInnen werden. Man darf gespannt sein, welche Startups in den kommenden Jahren aus Harvard hervorgehen werden und ob es der Universität gelingen wird, durch das i-lab, zu den führenden Entrepreneurship-Universitäten Stanford oder Berkeley aufzuschließen. Zumindest mit Facebook geht die wohl größte Startup-Erfolgsgeschichte der letzten Jahre bereits auf einen ehemaligen Harvard-Studenten zurück.

Ein Dank gilt dem Harvard Absolventen und Entrepreneur Manav Metha, der mir die spannenden Einblicke und die persönliche Führung durch das Harvard Innovation Lab ermöglicht hat. Weitere Informationen und Bilder finden sich u. a. unter folgendem Link.

 

1 Quelle: i-lab.harvard.edu/about/terms-of-use
2 Ein Treadmill-Desk ist ein Laufband auf dem man sich körperlich betätigen und dabei gleichzeitig arbeiten kann.
3 Quelle: i-lab.harvard.edu/about/terms-of-use
4 Quelle: harvardmagazine.com/2011/11/harvard-innovation-lab-opens
5 Quelle: i-lab.harvard.edu/sites/default/files/harvard-i-lab-informational-brochure-2014.pdf

Dieser Beitrag ist Teil der regelmäßig erscheinenden Blogartikel der Doktoranden des Alexander von Humboldt Institutes für Internet und Gesellschaft. Er spiegelt weder notwendigerweise noch ausschließlich die Meinung des Institutes wieder. Für mehr Informationen zu den Inhalten dieser Beiträge und den assoziierten Forschungsprojekten kontaktieren Sie bitte info@hiig.de.

Dieser Beitrag spiegelt die Meinung der Autorinnen und Autoren und weder notwendigerweise noch ausschließlich die Meinung des Institutes wider. Für mehr Informationen zu den Inhalten dieser Beiträge und den assoziierten Forschungsprojekten kontaktieren Sie bitte info@hiig.de

Martin Wrobel, Prof. Dr.

Assoziierter Forscher: Innovation, Entrepreneurship & Gesellschaft

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