Zum Inhalt springen
Mathias Voelzke Völzke info@mathiasvoelzke.com www.mathiasvoelzke.com
18 Dezember 2017

Digitale Machtspiele: Manuel Castells in Berlin

Manuel Castells war einer der ersten Intellektuellen, der das Internet und damit verbundene Entwicklungen innerhalb einer umfassenderen Sozialtheorie begriff. Wie manifestiert sich also Macht in der digitalen Gesellschaft? Bereits innerhalb seiner einflussreichen Informationszeitalter-Trilogie argumentierte Castells 1996, dass traditionelle Formen der Macht verschwinden. Am 12. Dezember 2017 hielt Castells die Auftaktrede zu unserer Veranstaltungsreihe Making sense of the digital society und blickte auf die Entwicklungen der vergangenen 20 Jahre zurück. Der Artikel fasst die Veranstaltung zusammen.

Read more about the upcoming lecture by Christoph Neuberger

In our digital age, it became fundamental to understand the mechanisms of power. How is power constituted in the digital society? Who has power, and how can this power be countered and contested? With emerging digitally networked technologies, it was believed that the utopian vision of people’s empowerment, emancipation and democratisation could become reality. But where are we now?

Following Castells, we can differentiate two pivotal forms of power. In the first place, the state holds a monopoly on the legitimate use of violence. Secondly – what is even more crucial in the digital society –, the ones who are in power shape the opinion on a public and individual level. In contrast to the state monopoly on violence, the latter is highly dependent on information technologies and communication networks, which can be regarded as today’s main powers of distributing power and capital.

The paradox of “free” internet technology

In recent years, it became more and more clear that the use of certain internet technologies isn’t „for free“ at all. With social relations becoming more and more interconnected, possibilities for public surveillance grow. Furthermore, communication is increasingly data-based. As the data is being processed through both private enterprises and governmental authorities, our interactions are caught in power structures dominated by a few.

As a result, we pay with our privacy. A “global surveillance bureaucracy” nearly ensures omniscience. To Manuel Castells, the constant collection of user-related data by national security agencies and private companies ultimately means a threat to democracy.

Meaningful countermeasures

Central to Castells’ lecture was the assumption of a dialectic dynamic, emerging from the interplay of power communication on the one hand and counter-power relations on the other hand. But how to protect ourselves and regain our autonomy from ubiquitous surveillance?

According to Manuel Castells, the only option is to enhance democratic capacities. He suggests to foster legal protection mechanisms for social activism, whistle-blowing, citizen journalism and to engage in social network movements. Jenny Genzmer briefly outlines on Twitter that Manuel Castells once more explained the importance of social movements to her, namely to transform societal values. An important thought for people who are socially engaged.

The good, the bad and the ugly technologies?

Finally, Castells recalled a very crucial point for understanding the play of power in the digital age:

The question is not whether certain technologies are good or bad. Rather than being neutral, it reflects society like a mirror and is the constant product of our interactions.

After the event, the letters announcing Castells’ lecture in front of Kino International were taken down. Instead, they were replaced by an announcement of the new Star Wars movie – leaving “Star Castells“ just for a short moment of observation. In some way, Manuel Castells was celebrated like a rock star that evening, a rock star who has been in the business for a long time…

© Fotos: Mathias Völzke/HIIG 

Manuel Castells eröffnete mit seinem Vortrag die akademische Vorlesungsreihe „Making sense of the digital society“, die das Alexander von Humboldt Institut (HIIG) gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) veranstaltet. Am 30. Januar 2018 wird Christoph Neuberger, Professor für Kommunikationswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München, über Demokratie und Öffentlichkeit in der digitalen Gesellschaft sprechen. Als weitere Rednerinnen bestätigt sind Marion Fourcade, Professorin für Soziologie an der UC Berkeley, Elena Esposito, Professorin für Soziologie an der Universität Bielefeld und an der Universität Modena-Reggio Emilia, sowie José van Dijck, Autorin des in Kürze erscheinenden Buches The Platform Society und Präsidentin der Royal Netherlands Academy of Arts and Sciences.
Dieser Beitrag spiegelt die Meinung des Autors und weder notwendigerweise noch ausschließlich die Meinung des Institutes wider. Für mehr Informationen zu den Inhalten dieser Beiträge und den assoziierten Forschungsprojekten kontaktieren Sie bitte info@hiig.de.

Dieser Beitrag spiegelt die Meinung der Autorinnen und Autoren und weder notwendigerweise noch ausschließlich die Meinung des Institutes wider. Für mehr Informationen zu den Inhalten dieser Beiträge und den assoziierten Forschungsprojekten kontaktieren Sie bitte info@hiig.de

Katrin Werner

Ehem. Koordinatorin für Wissenschaftskommunikation und Fundraising

Auf dem Laufenden bleiben

HIIG-Newsletter-Header

Jetzt anmelden und  die neuesten Blogartikel einmal im Monat per Newsletter erhalten.

Forschungsthema im Fokus Entdecken

Plattform Governance

In unserer Forschung zur Plattform Governance untersuchen wir, wie unternehmerische Ziele und gesellschaftliche Werte auf Online-Plattformen miteinander in Einklang gebracht werden können.

Weitere Artikel

Drei Gruppen von Menschen haben Formen über sich, die zwischen ihnen und in Richtung eines Papiers hin und her reisen. Die Seite ist ein einfaches Rechteck mit geraden Linien, die Daten darstellen. Die Formen, die auf die Seite zusteuern, sind unregelmäßig und verlaufen in gewundenen Bändern.

Beschäftigte durch Daten stärken

Arbeitsplätze werden zunehmend datafiziert. Doch wie können Beschäftigte und Gewerkschaften diese Daten nutzen, um ihre Rechte zu vertreten?

Eine stilisierte Illustration mit einem großen „X“ in einer minimalistischen Schriftart, mit einem trockenen Zweig und verblichenen Blättern auf der einen Seite und einem leuchtend blauen Vogel im Flug auf der anderen Seite. Das Bild symbolisiert einen Übergangsprozess, wobei der Vogel das frühere Twitter-Logo darstellt und das „X“ das Rebranding der Plattform und Änderungen im Regelwerk von X symbolisiert.

Zwei Jahre nach der Übernahme: Vier zentrale Änderungen im Regelwerk von X unter Musk

Der Artikel beschreibt vier zentrale Änderungen im Regelwerk der Plattform X seit Musks Übernahme 2022 und deren Einfluss auf die Moderation von Inhalten.

Das Bild zeigt einen Traktor von oben, der ein Feld bestellt. Eine Seite des Feldes ist grün bewachsen, die andere trocken und erdig. Das soll zeigen, dass nachhaltige KI zwar im Kampf gegen den Klimawandel nützlich sein, selbst aber auch hohe Kosten für die Umwelt verursacht.

Zwischen Vision und Realität: Diskurse über nachhaltige KI in Deutschland

Der Artikel untersucht die Rolle von KI im Klimawandel. In Deutschland wächst die Besorgnis über ihre ökologischen Auswirkungen. Kann KI wirklich helfen?