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Digitale Urheberrechte im Plattformzeitalter

Berlin, 23. Januar 2020 – Wie wirkt sich die EU-Urheberrechtsreform auf Social-Media-Inhalte aus? Und weiter gedacht: Wie beeinflusst das Urheberrecht die kulturelle Vielfalt in Europa? Und bedeutet Artikel 17 (zuvor bekannt als Artikel 13) wirklich das Ende des freien Internets, wie von Kritiker*innen befürchtet? Das europaweite Forschungsprojekt „Recreating Europe“ untersucht seit Januar 2020 die Wechselwirkungen zwischen dem ordnungspolitischen Rahmen und einer lebendigen, vielfältigen und inklusiven Kulturlandschaft. 

Insgesamt 10 Forschungsinstitutionen in 8 verschiedenen Ländern arbeiten dazu an spezifischen Fragestellungen. Als einziges in Deutschland angesiedeltes Institut untersucht das Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) die gesellschaftlichen und politischen Implikationen von Plattform-Regulierung und Urheberrecht in Europa.  

Das HIIG konzentriert sich innerhalb dieses Großprojekts insbesondere auf die Erforschung der Rolle von (Social-Media-)Plattformen bei der Umsetzung des Urheberrechts und auf seine Auswirkungen auf die kulturelle Vielfalt. Welche eigenen Regeln und Technologien haben Plattformen entwickelt, um Urheberrechte durchzusetzen und wie passen sie sich der neuen EU-Urheberrechtsrichtlinie an? Werden alle Anbieter Upload-Filter einsetzen? So könnten kreative Inhalte wie Sampling und Satire zukünftig nicht mehr über Plattformen verfügbar sein. Auch die Reaktionen der Plattformbetreiber*innen auf die öffentliche und politische Diskussion werden in Blick genommen. 

Die Erforschung dieser Fragen geht das HIIG aus zwei Blickwinkeln an:

  • Zum Einen werden Plattformstrukturen und -regeln untersucht und verglichen. Dies umfasst sowohl plattforminterne Regeln wie Community Guidelines und AGBs als auch Verfahren der Content-Moderation und automatisierte Inhaltsfilter.
  • Zum Anderen werden die Auswirkungen dieser Strukturen und Regeln auf Nutzer*innen, Künstler*innen und den gesellschaftlichen Diskurs erforscht. Dabei geht es um die Erreichbarkeit der Inhalte: Wer hat wann und warum Zugang zu welchen Inhalten? Gleichzeitig werden die Strategien von Künstler*innen und Kreativen untersucht: Wie wirkt sich die Gesetzeslage auf den kreativen Prozess und die entstehenden Werke aus?

Christian Katzenbach, Projektleiter und Forschungsprogrammleiter am HIIG, sieht das Projekt als erste Gelegenheit, systematisch zu erforschen, was öffentlich so intensiv diskutiert wird: “Wie können wir Plattformen in die Verantwortung ziehen ohne gleichzeitig ihre Macht durch den Einsatz von Upload-Filtern noch zu vergrößern? Bislang gibt es hier wenig wissenschaftliche Evidenz. Weil das Projekt genau in den Umsetzungszeitraum der Richtlinie fällt, können wir hier dringend benötigte wissenschaftliche Befunde liefern.” 

Pressekontakt: Tanja Zagel | Tel. +49 30 200 760 82 | presse@hiig.de

Über das HIIG

Das Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) erforscht die Entwicklung des Internets aus einer gesellschaftlichen Perspektive, um die damit einhergehende Digitalisierung aller Lebensbereiche besser zu verstehen. Als erstes Forschungsinstitut in Deutschland mit einem Fokus auf Internet und Gesellschaft hat das HIIG ein Verständnis erarbeitet, das die Einbettung digitaler Innovationen in gesellschaftliche Prozesse betont. Basierend auf dieser transdisziplinären Expertise und als Teil des Global Network of Interdisciplinary Internet & Society Research Centers will das HIIG eine europäische Antwort auf den digitalen Strukturwandel entwickeln.

Das HIIG wurde 2011 von der Humboldt-Universität zu Berlin (HU), der Universität der Künste Berlin (UdK) und vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) gegründet mit dem Hans-Bredow-Institut Hamburg als integrierter Kooperationspartner. Die Forschungsdirektor*innen des Instituts sind Prof. Dr. Jeanette Hofmann, Prof. Dr. Björn Scheuermann, Prof. Dr. Dr. Thomas Schildhauer und Prof. Dr. Wolfgang Schulz.

Über das Projekt Recreating Europe

Unter dem Dach des europaweiten Forschungsprojekts „Recreating Europe“ untersuchen 10 Forschungsinstitutionen in 8 verschiedenen Ländern die Wechselwirkung zwischen ordnungspolitischen Rahmen und einer lebendigen, vielfältigen und inklusiven Kulturlandschaft.

Das Projekt nimmt sowohl juristische als auch gesellschaftliche Fragestellungen in Blick und untersucht die Auswirkungen des Gesetzes auf fünf Nutzer*innengruppen: individuelle Autor*innen und Künstler*innen, die Kreativwirtschaft, gemeinnützige Kulturinstitutionen, Plattformen und Endnutzer*innen.

Das von der EU im Rahmen des Förderprogramms Horizon 2020 finanzierte Großprojekt hat eine Laufzeit von 3 Jahren und ein Gesamtvolumen von mehr als 3 Millionen Euro.

Tanja Zagel

ehem. Leiterin Wissenschaftskommunikation | Projektleitung: IEG

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