Kaum etwas verändert die Unternehmenslandschaft derzeit stärker als der digitale Wandel. Immer häufiger investieren mittlerweile auch kleine und mittelgroße Unternehmen (KMU) in digitale Technologien, um auf die rasanten Veränderungen zu reagieren, die nunmehr fast alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche erfasst haben. So wagen viele KMU diesen Schritt, um entweder ihr Geschäftsmodell neu auszurichten, ihre Prozesse effizienter zu gestalten oder schlichtweg weil sie durch den Strukturwandel und die veränderten Kundenbedürfnisse dazu gezwungen werden. Oft aber stellen digitale Innovationen viele kleine und mittelgroße Unternehmen vor Herausforderungen, denn viele neue Technologien wie zum Beispiel maschinelles Lernen, die erweiterte Realität oder das Internet der Dinge haben auf den ersten Blick nur wenig mit ihrem Kerngeschäft zu tun.
Der Mittelstand wird häufig dafür kritisiert, dass er die Digitalisierung verschlafen würde. Dabei wird leicht übersehen, dass er gerne im Verborgenen innoviert. Wenn es um digitale Innovationen geht, schaffen es Großunternehmen regelmäßig, eine hohe mediale Aufmerksamkeit zu erzeugen. Unseren Beobachtungen zufolge liegt es allerdings keineswegs auf der Hand, dass sie die Digitalisierung erfolgreicher bewältigen als etwa mittelständische Unternehmen. Was unserer Meinung nach jedoch fehlt, ist der Austausch über erfolgreiche Digitalisierungsprojekte mittelständischer Unternehmen, obwohl es eine ganze Reihe von bemerkenswerten Erfolgen zu verzeichnen gibt, von denen bisher kaum jemand weiß. Dies motivierte uns zu dieser Studie und genau diese Projekte wollen wir sichtbar machen. Darum haben wir insgesamt fünf mittelständische Unternehmen untersucht, die in puncto digitale Innovation Großkonzernen in nichts nachstehen, sondern im Gegenteil, ihnen in manchen Bereichen vielleicht sogar einen Schritt voraus sind.
Die analysierten Unternehmen der Studie sind unterschiedlich groß, kommen aus verschiedenen Branchen und entstammen jeweils aus anderen geografischen Regionen. Damit bilden sie die mittelständische Wirtschaft Deutschlands in angemessener Weise ab.Unsere Ergebnisse zeigen, dass es für digitale Innovation im Mittelstand kein allgemeingültiges Erfolgsrezept gibt. Gerade weil die Welt der kleinen und mittelgroßen Unternehmen so vielfältig ist, bedarf es auch individueller Lösungen für ihre individuellen Herausforderungen. Die Untersuchung hat ebenso ergeben, dass klassisches deutsches Ingenieursdenken und Digitalisierung nicht (immer) zusammenpassen. Digitalisierung favorisiert in vielen Fällen Schnelligkeit, Agilität und Lernen vor Perfektion und minutiöser Planung. Letztgenanntes dominiert nach wie vor in vielen KMU, nicht aber bei den untersuchten Unternehmen unserer Studie. Außerdem konnten wir feststellen, dass Mittelständler in puncto Digitalisierung häufig ein stark kunden- und projektorientiertes Handeln an den Tag legen. Entgegen der üblichen Vorgehensweise von Großkonzernen, die in jüngster Vergangenheit oftmals im ersten Schritt ganze Abteilungen für Digitalisierung aufgebaut haben, starten Mittelständler in der Regel aufgrund von konkreten Bedürfnissen, Wünschen oder Problemstellungen ihrer Kunden mit Digitalisierungsprojekten.Eine Studie des Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft und von Sirius Minds unterstützt durch die HypoVereinsbank.