HIIG, BDI und IE.F veröffentlichen gemeinsame Studie zu digitaler Bildung
Eine Studie des Alexander von Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG) im Auftrag des Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) und der Internet Economy Foundation (IE.F) untersucht den Digitalisierungsprozess im Kontext des Lernens in einer modernen Wissensgesellschaft. Die Studie behandelt Chancen und Risiken der Digitalisierung und zeigt konkrete Perspektiven auf, wie Lernen und Lehren in einer digitalen Welt am besten gehandhabt werden kann.
Die Digitalisierung verändert viele Branchen im Kern. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit unterliegen 45 Prozent der Beschäftigten in Deutschland einem mittleren Risiko eines Wegfalls ihres aktuellen Aufgabenprofils, da sie in Berufen arbeiten, in denen ein großer Teil der Tätigkeit von Computern erledigt werden könnte. Außerdem erklärt Prof. Dr. Friedbert Pflüger, Vorsitzender der IE.F: „Die Europäische Kommission schätzt, dass es bereits im Jahr 2020 mehr als 750.000 offene Stellen bei IT-Fachkräften geben wird. Digitalkompetenzen werden zur Lingua franca unserer Zeit und haben einen zentralen Stellenwert für den Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit“.
Mit dem Wandel des Arbeitsmarktes müssen Arbeitnehmer mehr denn je in der Lage sein, sich jenseits der schulischen und universitären Bildung weiter- und fortzubilden.
“Das Internet bietet eine Vielzahl von Weiterbildungsmöglichkeiten. Die große Herausforderung von Industrie und Politik wird es sein, erworbene Kenntnisse zu überprüfen und anzuerkennen. Die Anerkennung informell und nicht-formal erworbener Kenntnisse ist eine starke Motivation für Menschen, sich ein Leben lang weiterzubilden”, so Prof. Dr. Wolfgang Schulz, Forschungsdirektor am HIIG.Ein besonderes Potenzial erkennen die Autoren der Studie in der Kombination analoger und digitaler Lernmethoden. Diese können auch in traditionellen Kontexten angewandt werden, so etwa bei Inverted-Classroom-Szenarien in Schulen und Universitäten. In solchen Modellen werden den Lernenden Übungsmaterialien online zur Verfügung gestellt. Der Präsenzunterricht dient dazu, das Gelernte zu vertiefen und zu anzuwenden.
Damit aber die gesamte Gesellschaft von der Digitalisierung profitiert, wird ein Kulturwandel nötig sein, der Lernen in allen Phasen unseres Lebens fest verankert. Wir verlassen uns zu stark auf traditionelle Aus- und Weiterbildungsmodelle, obwohl sich mit der Digitalisierung und Automatisierung viele Branchen in Veränderung befinden. Intelligente Investitionen in eine digitale Bildungsinfrastruktur und nachhaltige Vermittlungskonzepte können einen großen Beitrag zur Wohlstandssicherung leisten. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass Systeme zur Prüfung und Anerkennung (digital) erworbener Kompetenzen geschaffen werden. Sowohl Politik als auch Industrie stehen hier in der Verantwortung.
Visualisierung von Ralf Bierhenke