Ein Recht auf Unterhaltung im öffentlichen Rundfunk – oder eine Pflicht zu unterhalten? Öffentlich-rechtliche Unterhaltungsqualität im Digitalen in Deutschland und Österreich: Dimensionen, Kriterien, Public Value
Author: | Kettemann, M. C., Böck, C. & Vural, M. |
Published in: | |
Year: | 2023 |
Type: | Working paper |
Unterhaltung ist - neben Information, Bildung, Sport und Kultur - integra-ler Bestandteil des öffentlich-rechtlichen Auftrags. Das hat gute Gründe:Die Mediennutzung der Menschen lässt sich nicht auf aktuelle Nachrich-ten aus der Welt der Politik beschränken. Menschen nutzen Medien ganz-heitlich mit all ihren Bedürfnissen, und dazu gehört auch das Bedürfnisnach Unterhaltung. Sie suchen in ihrer Freizeit nach Spaß und Spannung,wollen mitfühlen, mitfiebern oder Anregungen erhalten. Häufig sind espersönliche Erfahrungen und Erlebnisse, Freude, Wut und Trauer, Eupho-rie und Empörung, Herz und Schmerz, die unsere Lebenswelt reflektieren.Wir erkennen die Welt nicht nur anhand von Zahlen, Daten und Fakten,sondern erleben sie durch Geschichten, die uns emotional berühren.Häufig sind Unterhaltungsformate besser in der Lage, gesellschaftlicheZusammenhänge sichtbar und nachvollziehbar zu machen als nüchterneBerichterstattung. Wir verstehen die Welt nicht zuletzt durch Erzählung,durch Vermittlung subjektiver Wahrnehmung und fremder Lebenswel-ten. Daher sind Unterhaltungsformate nicht nur passiver Zeitvertreib und„Lust und Laune“, sondern für Menschen persönlich und gesellschaftlichrelevant. Was aber ist „gute“ Unterhaltung? Gibt es Qualitätskriterien, be-sondere Anforderungen und No-Gos? Lassen sich Unterscheidungsmerk-male definieren, an denen man die Erfüllung des öffentlich-rechtlichenAuftrages erkennen kann?Derartige Fragen stellen sich angesichts der digitalen Transformationumso drängender. Nicht zuletzt aufgrund ihrer umfangreichen Unterhal-tungsangebote nehmen global agierende Konzerne zunehmenden Ein-fluss auf die Mediennutzung. Internationale Streamingdienste bieten einunüberschaubares Programmangebot im Katalogverfahren und eroberndamit u.a. auch europäische Märkte. Können öffentliche Medienhäuserdem etwas entgegensetzen, können sie auch im Unterhaltungsbereichweiterhin Akzente setzen? Welche Rahmenbedingungen, aber auch Leis-tungsprofile sind für die Produktion qualitätsorientierter Unterhaltungs-formate erforderlich? Gibt es Qualitätsmerkmale, wenn ja, woran solltensich öffentlich-rechtliche Medien im digitalen Zeitalter orientieren?Mit diesen Fragen beschäftigt sich die vorliegende Studie, für die wir eineReihe von ausgewiesenen Expert:innen gewonnen haben. Wie in den ver-gangenen Jahren ist sie das Ergebnis internationaler Kooperation. Als Pu-blic Value-Studie des ORF initiiert, beteiligen sich diesmal ARD, BR, MDR,SRG SSR und der Dachverband der öffentlich-rechtlichen Medien Euro-pas, die EBU: terschiedlichen Perspektiven die Bandbreite aktueller Herausforderungen und werfen damit einen Blick in die Zukunft.
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Matthias C. Kettemann, Prof. Dr. LL.M. (Harvard)
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