Grundfragen und Entstehungszusammenhänge von Informatiksystemen
Author: | Pohle, J. |
Published in: | J. Pohle, R. Fischbach, & K. Lenk (Eds.), Die gesellschaftliche Macht digitaler Technologien: Zwischen Wellen technologischen Überschwangs und den Mühen der Ebenen (pp. 19–54). Marburg, Germany: Metropolis-Verlag. |
Year: | 2024 |
Type: | Book contributions and chapters |
„Alle reden von Digitalisierung. Wir nicht.“ So oder ähnlich können wir unseren Eindruck vom und unsere Position zum Sprach- und Konzeptwirrwarr beschreiben, das die Debatte um die Gestaltung, die Umsetzung und den Einsatz von Informatiksystemen in der Gesellschaft prägt, also von auf informatischen Theorien basierender und mit informatischen Methoden gestalteter und umgesetzter Informations- und Kommunikationstechnik. Vor allem bei den Grundlagen scheint es ein großes Maß an Unklarheit zu geben, gleichviel ob es um „Daten“ oder „Informationen“ geht oder um „Algorithmen“, „Software“ oder gar „Künstliche Intelligenz“, wie die Welt in den Computer kommt und wer oder was eigentlich die Eigenschaften von Informatiksystemen prägt und damit seine möglichen Auswirkungen bedingt. Versprechungen von Herstellern werden gerne geglaubt, auch wenn sie teilweise über Jahrzehnte nicht erfüllt werden und möglicherweise technisch gar unmöglich zu erfüllen sind. Systeme treffen auf wie auch immer verstandene, länger existierende und weiter fortbestehende Probleme, die sie lösen sollen. Aber wenn es nicht diese Technikgeneration ist, dann hoffentlich die nächste. Zugleich aber lässt sich beobachten, dass das Verständnis eben dieser Probleme von den Möglichkeiten der technisch gestützten Lösungen her eingefärbt wird.Mit den folgenden Abschnitten wollen wir einige von uns als wesentlich erachteten Aspekte der Entstehung von Informatiksystemen beleuchten. Das schließt die konzeptionellen Grundlagen ebenso ein – etwa die Transformation von Welt oder Ausschnitten davon in Informationen und Daten, in Algorithmen und Programme oder die Rolle von Interfaces (Schnittstellen) bei der Verteilung von Tätigkeitsanteilen zwischen Computern und Menschen – wie die Frage nach den gestaltenden Akteuren und ihren Gestaltungspraktiken, denn Informatiksysteme entstehen nicht einfach, sondern werden geschaffen. Dabei wollen wir verdeutlichen, welche Eigenschaften sich daraus für die gestalteten Informatiksysteme ergeben. Die folgenden Abschnitte dieses Kapitels verfolgen nicht das Ziel, alle Aspekte umfassend darzustellen und in der Literatur und der Empirie zu verorten. Die Hauptaufgaben bestehen vielmehr darin, erstens unser eigenes Grundverständnis zu explizieren und verständlich zu machen, zweitens Leser:innen die für dieses Verständnis grundlegenden Aspekte und Zusammenhänge zu vermitteln oder in Erinnerung zu rufen und damit drittens eine gemeinsame Basis – oder besser: gemeinsame Bezugspunkte – für die weiteren Kapitel dieses Buches zu schaffen.
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Jörg Pohle, Dr.
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