Making sense of the future
Dieser Werkzeugkasten hat zum Ziel, das transdisziplinäre, multiperspektivische und kreative (Zukunfts-)Denken zu fördern. Er verbindet Methoden der Zukunftsforschung mit Themenfeldern und Materialien rund um die Fragen der Digitalisierung und ihrem Einfluss auf unsere Gesellschaft. Die 6 Übungen ermutigen digitale Visionär*innen, sich mit dem Paradigma der Ungewissheit, das die Zukunft ausmacht, auseinanderzusetzen. Zudem regen sie eine kreative Beschäftigung mit möglichen Zukünften der digitalen Gesellschaft an. Dabei wird bewusst von Zukünften im Plural gesprochen: es gibt nicht die eine Zukunft, sondern zahlreiche Zukünfte sind denkbar. Die möglichen Entwicklungen der Zukünfte beeinflussen wir mit unserem Handeln.
Wo wird der Werkzeugkasten eingesetzt?
Making sense of the Future dient einer wissensbasierten Auseinandersetzung mit möglichen Zukünften in Schulen, Universitäten und Organisationen. Genauso können die Übungen im Privaten zur Weiterbildung und Inspiration oder als Denksportaufgabe genutzt werden. Im Bildungskontext eignen sich die Übungen auch als kreative Inhalte für Seminare. In der Zusammenstellung mehrerer Übungen lassen sich auch Workshop-Formate gestalten.
Der gesamte Werkzeugkasten ist unter der DOI: 10.5281/zenodo.6901483 abrufbar. Die gesammelten Übungen findet ihr hier zum Herunterladen.
Für den Einsatz im Schulunterricht in der Sekundarstufe I und für Bachelor-Seminare wurden gesonderte Materialien entwickelt.
Übungen
Der Werkzeugkasten besteht aus 6 verschiedenen Übungen.
Antworten im Raum
Zeig Deinen Standpunkt zur digitalen Zukunft
Diese Übung ist eine effektive Einführung. Positioniert Euch im Raum und diskutiert Eure Haltungen und Handlungsfähigkeiten. Findet heraus, ob Ihr eine optimistische oder pessimistische Einstellung gegenüber der digitalen Zukünfte habt.
30–60 Min. | introductory | ||
Gruppe (mind. 3) | Ausdrucke + Utensilien |
Kritische Utopien
Entwickelt realistische Zukünfte
In dieser Übung folgt Ihr dem Prinzip der Zukunftswerkstatt. Arbeitet ausgehend von einem der 7 Cluster des Kompendiums Making Sense of the Digital Society an konkreten Ideen für digitale Zukünfte.
2 Std. – 2 Tage | intermediate | ||
Gruppe (mind. 4) | Ausdrucke + Utensilien |
Die Sprache der Zukunft
Dekonstruiere und rekonstruiere Metaphern
Diese Übung lädt dazu ein, die versteckten Annahmen und Konzepte in unserer Sprache der digitalen Zukunft aufzudecken. Übt Euch in einem sprachreflexiven und kritischem Ansatz, um über die Zukunft nachzudenken.
45–60 min | advanced | ||
allein / in der Gruppe | Ausdrucke + Stifte |
Dimensionen des Wandels
Stelle die Weichen für die Zukunft
Die Übung wird helfen, Eure Ideen und Verhalten als Teil einer gemeinsamen Zukunft zu verstehen. Entwickelt 3 Maßnahmen, die zu einer wünschenswerten Veränderung in der Zukunft führen könnten.
40–60 Min. | introductory | ||
allein / in der Gruppe | Stifte + Papier |
Von Weak Signals zu Megatrends
Erforsche Signale des Wandels
Diese Übung dient der Reflektion Eurer Antizipation der Zukunft.
Findet Signale und mögliche Trends und untersucht diese in Hinblick auf mögliche Zukunftsszenarien. Übt Euch in der Fähigkeit, mögliche Triebkräfte des Wandels zu erfassen und zu interpretieren.
60–90 min | intermediate | ||
in Gruppen | Ausdrucke + Utensilien |
Nachrichten aus 2040
Schreib einen Artikel aus dem Jahr 2040
In dieser Übung geht es um kreatives Schreiben und spekulatives Denken. Werde Journalist*in aus dem Jahr 2040 und schreibe einen informativen Artikel: Entwickle Dein eigenes utopisches Zukunftsszenario der digitalen Transformation.
2–4 Std. | advanced | ||
allein / in der Gruppe | Internetzugang |
Hintergrund
Technische Innovationen und die Digitalisierung prägen die Gegenwart und Zukünfte unserer postindustriellen Gesellschaft(en). Dabei schaffen sie eine paradoxe Gleichzeitigkeit der Optimierung und Vereinfachung von Arbeitswelten und Alltag zum einen – und zunehmender Komplexität und Unübersichtlichkeit der Welt zum anderen. Studien wie die SINUS-Jugendstudien der letzten Jahre beobachten einen auffällig schnell sinkenden Zukunftsoptimismus von Jugendlichen in Deutschland – eine Entwicklung, die angesichts der vielen globalen und komplexen Herausforderungen nicht unbeantwortet bleiben sollte. Die Förderung von Zukunftskompetenzen und die Normalisierung des Denkens in unsicheren Zukunftsszenarien können hier Abhilfe schaffen. Die Methoden des “Making sense of the Future”-Werkzeugkastens heben daher die Möglichkeiten des oder der Einzelnen hervor, die möglichen Zukünfte der Gesellschaft selbst zu gestalten.
Die Übungen des Werkzeugkastens kombinieren zwei Schwerpunkte:
- Ausgehend vom Begriff der Futures Literacy (Zukunftskompetenz) wird davon ausgegangen, dass Zukunftsdenken eine Fähigkeit ist, die genau wie Lesen und Schreiben erlernt und geübt werden muss. Mit Methoden der Zukunftsforschung fördern die Übungen Zukunftsdenken und laden dazu ein, dieses zu vermitteln. Die Fähigkeit der Futures Literacy geht immer zunächst von Tatsachen und Handlungsfähigkeiten der Gegenwart aus. Futures Literacy ist damit ein Werkzeug, das Verbindungen zwischen Gegenwart und Zukunft gestaltet.
- Mit Rückbezug auf das Kompendium Making Sense of the Digital Society und das Projekt twentyforty wird Wissen und Material rund um die großen Fragen der Digitalisierung bereitgestellt und mit den Übungen erschlossen.
Im Fokus der Übungen stehen mögliche und wünschenswerte Zukünfte der digitalen Gesellschaft:
Wie wollen wir zusammenleben, wie gestaltet sich Kommunikation und Beteiligung? Wie können wir die Digitalisierung für Nachhaltigkeit und Gemeinwohl einsetzen?
- Die Auseinandersetzung mit Zukünften und die mit ihnen einhergehende Ungewissheit werden als Ausgangspunkt genutzt.
- Durch multiperspektivisches Zukunftsdenken werden Handlungsfähigkeiten erkennbar. Das Ziel ist die Erarbeitung alternativer und wünschbarer Zukünfte. Welche Aspekte der Gegenwart liegen unseren Konstruktionen von Zukünften zugrunde? Wie können wir diese kritisch hinterfragen und weiterentwickeln?
Diese Open Educational Resource ist unter der Lizenz Creative Commons Attribution 4.0 Licence veröffentlicht, welche eine freie Verwendung der Materialien unter Angabe des Urhebers ermöglicht.
Team
Konzept und Redaktion: Philine Janus & Johanna Wallenborn
Didaktisierung: Hanna-Sophie Bollmann
Wissenschaftliche Beratung: Bronwen Deacon, Benedikt Fecher, Timothée Ingen-Housz
Beratung, Kommunikation und Strategie: Frederik Efferenn
Visuelle Kommunikation und Design: Larissa Wunderlich
Illustrationen: Mel Wilken
Infos für anleitende Personen
Die Übungen lassen sich alle einzeln und unabhängig voneinander durchführen. Diesen sind die Level Introductory, Intermediate und Advanced zugeordnet.
introductory | |
intermediate | |
advanced |
Für einige der Übungen gibt es Vorbereitungen zu beachten.
required utensil + preparations necessary |
Für einige der Übungen gibt es Vorbereitungen zu beachten.
Für die Nutzung des Werkzeugkastens in Gruppen-, Seminar-, oder Unterrichts-Kontexten ergeben sich je nach zeitlichem Umfang und Bedarf verschiedene Kombinationsmöglichkeiten.
Wir haben vier mögliche Kombinationen A, B, C und D für euch ausgearbeitet. Kombination D eignet sich dabei gezielt für den Einsatz im Schulunterricht der Sekundarstufe I.
Material Ausdrucken?
Falls ihr keinen Farbdrucker zur Hand habt, empfehlen wir euch, die schwarz-weiß Versionen der Übungen auf unterschiedlich farbiges Papier pro Übung auszudrucken.
A
2 Übungen · ca. 2 Std.
- Antworten im Raum oder 3 Ebenen des Wandels
- Von Weak Signals zu Megatrends
Antworten im Raum bzw. 3 Ebenen des Wandels funktionieren gut als Warm-Up’s und als Einführung in die Auseinandersetzung mit Zukünften der digitalen Welt. Die Übung Von Weak Signals zu Megatrends vertieft das Thema Digitale Transformation.
B
4 Übungen · ca. 5–6 Std.
- Antworten im Raum
- Von Weak Signals zu Megatrends
- Die Sprache der Zukunft
- Nachrichten aus 2040
Der Fokus liegt auf der Auseinandersetzung mit unserer Sprache für die digitalen Zukünfte. Das beinhaltet ein Warm-Up, eine Recherche, die Analyse sprachlicher Metaphern und kreatives Schreiben.
C
Alle Übungen · mind. 2–3 Tage
- Antworten im Raum
- 3 Ebenen des Wandels
- Kritische Utopien
- Von Weak Signals zu Megatrends
- Die Sprache der Zukunft
- Nachrichten aus 2040
Es empfiehlt sich eine Verteilung auf 2–3 Tage bzw. die Bearbeitung in einem (wöchentlichen) Seminar-Turnus.
D
3 Übungen · ca. 3 Std.
- Antworten im Raum
- Von Weak Signals zu Megatrends
- Nachrichten aus 2040
Die Übungen wurden für den Einsatz als Unterrichtsmaterial in der Sekundarstufe I in einer Präsentation didaktisiert. Hilfestellungen für Lehrkräfte finden sich in den Notizen der Folien.