Plattform-Governance und Urheberrecht (H2020)
Im Spannungsverhältnis zwischen Meinungsfreiheit und Urheberrecht spielen Social-Media-Plattformen eine wichtige Rolle. Dienste wie YouTube, Instagram und Facebook prüfen und löschen täglich Videos, Bilder und Texten von Millionen Nutzer*innen mit der Begründung, diese verstießen gegen Urheberrechte oder plattformeigenen Regeln:
Damit greifen die Plattformen direkt in die nutzergenerierten Inhalte ein. Diese massive Beeinflussung des öffentlichen Diskurses ist (und bleibt) Auslöser globaler Auseinandersetzungen zwischen Plattformen, Regierungen, der Medienindustrie, Inhaltsproduzent*innen und Nutzer*innen.
Das Europaparlament hat 2019 eine umstrittene Urheberrechtsrichtlinie beschlossen mit die Ziel, das Urheberrecht der Europäischen Union an die Erfordernisse der digitalen Gesellschaft anzupassen und dabei auch das Machtgefälle zwischen Plattformen, Urheber*innen und Nutzer*innen zu verringern. Seitdem gibt es heftige Debatten über die genaue Umsetzung und die Folgen der Richtlinie. Insbesondere Artikel 17 (ehemals Artikel 13) hat zu Kontroversen geführt. Der Artikel macht Plattformen für die Inhalte verantwortlich, die sie zur Verfügung stellen, auch wenn diese nicht von den Plattformen selbst, sondern von Nutzer*innen veröffentlicht werden. Kritiker befürchten, dass Plattform vor diesem Hintergrund mehr noch als bislang automatische Filtersysteme einsetzen werden, die alle Inhalte blocken, die auch nur potentiell Urheberrechte verletzen – und damit öffentliche Debatten und kreative Inhalte massiv einschränken.
Das Projekt “Plattform-Governance und Urheberrecht” untersucht diese Wechselwirkungen aus zwei sich ergänzenden Perspektiven:
In der ersten Phase analysieren wir die Governance-Strukturen, die Plattformen entwickelt haben, um ein Gleichgewicht zwischen Meinungsfreiheit und der Kontrolle von Online-Inhalten zu erreichen: Wie funktionieren die Algorithmen, die Inhalte evaluieren? Welche Regeln nutzen Plattformen, um sowohl diese Algorithmen als auch das Verhalten von Nutzer*innen zu regulieren? Wie passen sich Plattformen dem öffentlichen Druck und gesetzlichen Vorgaben an?
In der zweiten Phase des Projekts untersuchen wir Folgen dieser Governance-Strukturen: Wie verändern sie das Informationsumfeld von Plattformen? Wie werden sie von Urheber*innen und Nutzer*innen verstanden und umgesetzt? Beschränken Artikel 17 und andere Bestimmungen der EU-Richtlinie die Vielfalt von Online-Inhalten?
Die Erforschung dieser Fragen kann zeigen, ob die EU-Richtlinie die Vielfalt und Verfügbarkeit von Wissen und Kultur verändert. Um Antworten zu finden, führen wir umfangreiche Dokumentenanalysen durch, setzen digitale Methoden ein und befragen verschiedenste Akteure.
Im Rahmen des HIIG-Forschungsschwerpunkts zu Plattform-Governance und europäischer Plattformökonomie baut das Projekt auf früheren Studien zur Meinungsfreiheit in quasi-öffentlichen Räumen und zur empirischen Urheberrechtsforschung auf.
Das Projekt ist Teil von reCreating Europe, einer europaweiten Initiative zur Erforschung des digitalen Urheberrechts, die vom EU-Rahmenprogramm Horizon 2020 finanziert wird. Zu den wichtigsten Partnern gehören neben dem HIIG unter anderem die Scuola Superiore Sant’Anna (Italien) und die Universität Amsterdam (Niederlande).
Laufzeit | 01/2020 – 12/2022 |
Förderer | EU – Horizon 2020 |
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Adrian KoppsAssoziierter Forscher: Die Entwicklung der digitalen Gesellschaft
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Christian Katzenbach, Prof. Dr.Forschungsprojektleiter und assoziierter Forscher: Die Entwicklung der digitalen Gesellschaft
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João Carlos Magalhães, Dr.Ehem. Senior Researcher: Die Entwicklung der digitalen Gesellschaft
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Tom SührEhem. studentischer Mitarbeiter: Die Entwicklung der digitalen Gesellschaft
Zeitschriftenartikel und Konferenzbeiträge
Gorwa, R., Binns, R., & Katzenbach, C. (2020). Algorithmic Content Moderation: Technical and Political Challenges in the Automation of Platform Governance. Big Data & Society, 7(1). DOI: 10.1177/2053951719897945 Weitere Informationen
Katzenbach, C., & Ulbricht, L. (2019). Algorithmic governance. Internet Policy Review, 8(4). DOI: 10.14763/2019.4.1424 Weitere Informationen
Katzenbach, C. (2018). There Is Always More Than Law! From Low IP Regimes To A Governance Perspective In Copyright Research. Journal of Technology Law and Policy, 22(2), 99-122. Weitere Informationen
Arbeitspapiere
Gollatz, K., Beer, F. &, Katzenbach, C. (2018). The Turn to Artificial Intelligence in Governing Communication Online Workshop Report. HIIG Discussion Paper Series, 2018(09). Weitere Informationen
Vorträge
Emerging Structures of Platform Governance and Copyright. Methods and Challenges in Studying Content PoliciesPublic and private regulatory framework of online intermediaries. University of Szeged, Szeged, Hungary: 05.05.2020
João Carlos Magalhães, Christian Katzenbach
Die Dynamik der Governance digitalisierter Meinungsbildung auf PlattformenDGPuK 2020: Jahrestagung 2020 der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft. Department of Media and Communication (IfKW). Ludwig-Maximilians-Universität München, Munich, Germany: 11.03.2020 Weitere Informationen
Christian Katzenbach
Organisation von Veranstaltungen
The First Annual Conference of the Platform Governance Research NetworkFrom 24.03.2021 to 26.03.2021. Online, Berlin, Germany. Co-Organised by: Leibniz Institute for Media Research | Hans Bredow Institute (HBI) (International) Weitere Informationen
Robert Gorwa, João Carlos Magalhães, Clara Iglesias Keller, Amélie Heldt, Christian Katzenbach