Die im vorliegenden Sammelband zentral gestellte Frage, wie sich der Digitalisierung vor dem Hintergrund des Werkes Helmuth Plessners genähert werden kann, ist deswegen so interessant, weil Digitalisierung ohne Zweifel ein technisch vermitteltes Phänomen ist, das Plessner noch kaum als derart ordnungskonstitutives antizipieren konnte. Obwohl seit den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts mit dem Heimcomputer nach un nach die Algorithmisierung des Privatlebens Einzug in die moderne Gesellschaft hielt, ist mit dem Begriff Digitalisierung mehr verbunden als computerbasierte Zeiteinsparung, Arbeitserleichterung und virtuelle Freizeitangebote. Mit Digitalisierung ist vielmehr ein Modus der Realisierung von Selbst-Welt-Verhältnissen angesprochen, der mittlerweile die spätmoderne Lebensform auszeichnet: "Digital technologies, digital media, and mobile technologies now shape and influence the nature and experience of everyday life in Western World" (Gregory 2017, S.3)