Unsere vernetzte Welt verstehen
Roundtable „VCs X Startups“ am HIIG
Startups in frühen Phasen beschäftigen unzählige Themen, die wir am HIIG durch das Team Innovation und Entrepreneurship verstehen, erforschen und adressieren möchten. Gleichzeitig hat unser Team aber auch das Ziel, Startups direkt zu unterstützen. Darum habe ich zusammen mit meinen Kollegen nun schon zum zweiten Mal einen Roundtable initiiert, der ausgewählte Startups mit Investoren, Experten aus der Praxis und Entrepreneurship-Forschern zusammenbringt. Mein Ziel war es einen vertraulichen Rahmen zu schaffen, der es den teilnehmenden Gründern erlaubt Probleme offen anzusprechen, und ihnen eine Chance gibt, die Meinungen von anderen Gründern und relevanten Investoren zu erfahren und möglicherweise in die nächsten Schritte des Startup-Prozesses miteinzubeziehen.
Am 21.04.2015 war es wieder so weit und wir öffneten die Türen des HIIG für unseren Roundtable zum Thema „VCs X Startups: Perspektivenwechsel auf Geschäftsmodelle und deren Potenziale“. Zusammen mit 12 Gründern, 4 Venture Capitalists und 4 Forschern hatten wir uns ein straffes 3,5 stündiges Programm vorgenommen: Am Anfang unserer Agenda stand die Vorstellung der Gründer und ihrer Geschäftsmodelle anhand der Elemente Kunde und Markt, Produkt und Service, Umsatzmodell, Kostenstruktur, Wertschöpfungsprozess sowie deren aktuelle Herausforderungen. Unsere Intention war es, ein allgemeines Verständnis für die Geschäftsmodelle der anwesenden Gründer zu schaffen und diese in der Gruppe zusammen mit den Investoren zu diskutieren. Schnell stellte sich heraus, dass vielen Gründern ähnliche Herausforderungen begegnen, wie bspw. lange Vertriebszyklen, Liquiditätsengpässe, Identifikation von Zielkunden und Validierung des Nutzenversprechens.
Eröffnung des Roundtables: Einführung in das Geschäftsmodell-Framework von Gassmann et al., 2013
Um die Diskussionen weiter mit Expertise zu unterfüttern, hatten unsere VC Experten kurze Impulsvorträge aus ihrem Geschäftsalltag mitgebracht. Dagmar Bottenbruch, seit Jahren erfolgreicher Business Angel, teilte mit der Runde ihre Erfahrungen zur erfolgreichen Unternehmerpersönlichkeit, die sie anschaulich als „Charming Asshole“ – den charmanten, jedoch durchsetzungsfähigen Gründer – beschrieb. Moritz Poewe, Partner bei Paua Ventures, stellte anhand eines Praxisbeispiels anschaulich dar, welche Rolle VCs in der Geschäftsmodellentwicklung spielen können, indem sie Gründerteams bei der starken Fokussierung auf ein bestimmtes Segment unterstützen.
Ideengeneration zur Erweiterung des bestehenden Geschäftsmodells inspiriert von Geschäftsmodellmustern (Baden-Fuller & Morgan, 2010; Gassmann et al., 2013)
Angeregt durch die Diskussionen zu den Geschäftsmodellen und den aktuellen Herausforderungen läuteten wir den nächsten Punkt auf der Agenda ein, der eben diese Schmerzpunkte beleuchten sollte. Moderiert von den Forschern versammelten sich die Gründer in vier Gruppen, um anhand gängiger Geschäftsmodellmuster, wie z.B. dem Razor-and-Blade Modell, Ideen für eine mögliche Weiterentwicklung ihres eigenen Geschäftsmodells zu entwickeln. Die vielfältige Expertise der Gründer wurde in der Diskussion von den Investoren, die jeweils einer Kleingruppe zugeteilt waren, ergänzt. So ergab sich schnell eine bunte Ideenwelt zu jedem teilnehmenden Startup.
Das Ergebnis dieser intensiven Ideation-Sessions waren diverse neue Anregungen für Produkt-Features, Services und Umsatzmechanismen. Die Moderatoren der jeweiligen Gruppen machten aber auch immer wieder deutlich, dass es im Rahmen der Ideation weniger um ein Neu-Erfinden des bestehenden Geschäftsmodells ging, als vielmehr darum, Impulse für dessen Weiterentwicklung zu generieren und eine kreative Methode kennenzulernen, die zukünftig auch im Startup-Alltag eine Rolle spielen kann.
Die Kondensation der Ergebnisse und die neuen Impulse aus den Kleingruppen stellten die Gründer abschließend dem gesamten Teilnehmerkreis vor. Dabei konnte beobachtet werden, wie durch die Rekombination von verschiedenen Geschäftsmodell-Mustern und Analogien aus verwandten Branchen sowohl inkrementelle Variationen, als auch sogenannte “Wild Ideas” entstanden waren.
Bewertung von Ideen anhand des 4-I Frameworks von Frankenberger et al., 2013
Nach 3,5 intensiven Stunden beendeten wir unseren Roundtable zu den Geschäftsmodellen der Startups mit Pizza, Bier und vielen angeregten Gesprächen neuer Bekannter, die hoffentlich auch noch in Zukunft wieder zusammen kommen, wenn es um Startup-Partner, Kollaborationen oder Anschlussfinanzierungen geht.
Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bei den Gründern und Dagmar Bottenbruch, Moritz Poewe (Paua Ventures), Simon Schmincke (Earlybird Ventures) und Frauke Mispagel (Axel Springer Plug and Play) sowie allen Kollegen des Innovation und Entrepreneurship Teams für die Unterstützung bedanken. Danke, dass Ihr alle mit so viel Energie und Offenheit dabei wart.
Weiterführende Literatur
Baden-Fuller, C., & Morgan, M. S. (2010). Business models as models. Long Range Planning, 43(2), 156-171.
Frankenberger, K., Weiblen, T., Csik, M., & Gassmann, O. (2013). The 4I-framework of business model innovation: A structured view on process phases and challenges. International Journal of Product Development, 18(3), 249-273.
Gassmann, O., Frankenberger, K., & Csik, M. (2013). Geschäftsmodelle entwickeln: 55 innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator. Carl Hanser Verlag GmbH Co KG.
Dieser Beitrag ist Teil der regelmäßig erscheinenden Blogartikel der Doktoranden des Alexander von Humboldt Institutes für Internet und Gesellschaft. Er spiegelt weder notwendigerweise noch ausschließlich die Meinung des Institutes wieder. Für mehr Informationen zu den Inhalten dieser Beiträge und den assoziierten Forschungsprojekten kontaktieren Sie bitte info@hiig.de.
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